Mit großem Interesse, aber auch mit einiger Überraschung haben wir das Interview der Bildzeitung mit Hans-Peter Kastner zu PET-Flaschen gelesen und dessen Auftritt im Jahresrückblick von Günther Jauch verfolgt.
Unter dem Titel „2020 will er 10 Milliarden Plastikflaschen einsparen“ konstatiert der Getränkehändler und Plastikgegner Hans-Peter Kastner einen Absatzrückgang von über 10 Prozent bei PET-Flaschen und einen Zuwachs beim Verkauf von Glasgebinden in ähnlicher Größenordnung. Grundsätzlich ist das richtig.
Dass Herr Kastner den Rückgang um angeblich 2 Mrd. PET-Flaschen durch seine und die Aktivitäten anderer Aktivisten erklärt, erscheint dann aber doch zweifelhaft, wenn laut GfK Consumer Panel FMCG (2019) der Absatz an alkoholfreien Getränken vor allem witterungsbedingt um insgesamt 5,9 Prozent zurückging und dies natürlich auch auf PET-Flaschen zutrifft.
Ersatz von PET-Flaschen mit Konsequenzen
Dass Abfüller seit Jahren wieder vermehrt in neue Glasabfüllanlagen und Glasflaschen investieren, ist kein Geheimnis. Die damit steigende Gebindevielfalt bei Glasmehrwegflaschen und deren Marktanteil gehen auch zu Lasten von PET-Einweg. Allerdings geht das oftmals einher mit Einbußen der ökologischen Performance.
Würden 10 Mrd. Flaschen Einweg-PET durch Glasmehrweg ersetzt, wie von Herrn Kastner gewünscht, bedeutete dies ein zusätzliches Transportaufkommen von rund 1,3 Mio. LKW und 330 Mio. LKW-Kilometern. (Quelle: Lebensmittelpraxis – Einweg ist Klimaschutz -Interview mit Wolfgang Hinkel)
Im Sinne des Klimaschutzes und des Straßenverkehrs erscheint das völlig danebengegriffen.
Für weiteren Druck auf die Klimabilanzen von Glas-Mehrweg sorgt auch die Tatsache, dass immer mehr Getränkeanbieter mit individuellen Markenflaschen aus Glas auf den Markt kommen. Dies schwächt die bestehenden Pfand-Poolsysteme, sorgt für längere Transportwege und für höhere Umweltbelastungen.
Selbstverpflichtung auf den Status Quo?
Auch die Forderung von Herrn Kastner, Getränkefachmärkte sollen sich in 2020 für eine 70%-ige Mehrwegquote freiwillig selbst verpflichten, hat uns ziemlich überrascht. Bekanntermaßen verkauft der Großteil der Fachhändler Biere und alkoholfreie Getränke schon immer zu mehr als 70% in Mehrweg. Im Klartext bedeutet dies: Das Ziel ist heute schon vielfach erreicht, klingt aber gut für die eigene Profilierung.
Nicht zuletzt meint Herr Kastner „Einweg ist Einweg“. Das sehen wir als einer der Pioniere der Kreislaufwirtschaft für PET grundsätzlich anders.
PET-Flaschen mit hohem Rezyklat-Anteil, wie alle Flaschen in unserem Petcycle-Wertstoffkreislauf, sind hinsichtlich ihrer Ökobilanz vergleichbar zu Glasmehrweg. Beides ist klimafreundlich. Das ist wissenschaftlich erwiesen und bei Experten unumstritten.
Und dass hohe Rezyklat-Anteile und geschlossene Wertstoffkreisläufe sogar einen Umweltpreis verdienen, sieht man bei Werner & Merz (Frosch).